Die Wiege des Tanz-Club „Blau-Orange“ stand in der Tanzschule BIER in Wiesbaden, die seinerzeit in Deutschland eine führende Rolle spielte. Hier trafen sich bereits seit 1927 tanzsportbegeisterte Damen und Herren, die der „Tanz-Turnier-Gruppe-Bier“ (TTGB) angehörten. Dieser kleine Kreis gründete am 24. Oktober 1934 einen eigenständigen Verein und nannte ihn – in Anlehnung an die Farben unserer Stadt – Tanzclub „Blau-Orange“ e.V. Wiesbaden. Erste Trainer waren Egon und Ria Bier.
Bereits im Jahr nach seiner Gründung wird im Mai 1935 im Wiesbadener Kurhaus das I. Internationale Amateur-Tanzturnier in den Standard-Tänzen ausgetragen. Am Start sind bereits sechs eigene Turnierpaare. Mehrere Deutsche- und Europa- Meisterschaften folgten in den Jahren 1936-1939.
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich der Verein nach neuen Trainingsräumen umsehen. So wurde zunächst im Kolpinghaus, der Scala und dem Nassauer Hof in Sonnenberg trainiert. Ab 1948 gab es wieder Turnierpaare, die den Club auf auswärtigen Turnieren vertraten. Da das Wiesbadener Kurhaus wegen der teilweisen Zerstörung zunächst als Turnierstätte nicht zur Verfügung stand, wurden Bäderturniere in Bad Schwalbach und Schlangenbad ins Leben gerufen. Aufgrund des großen Anklangs, den diese „Ereignisse der Saison“ fanden, gesellten sich auch noch die Kurbetriebe von Bad Münster am Stein und später von Bad Mergentheim und Bad Kreuznach dazu.
Sportlich war diese Epoche geprägt von den großen Erfolgen des Turnierpaares Otto und Inge Teipel. Nicht weniger als acht Titel Deutscher Meister Standard stehen zu Buche. Darüber hinaus die Vize-Welt- sowie die Europameisterschaft. Sogar in den Lateinamerikanischen Tänzen konnten sie Europameister werden.
Nachdem das Wiesbadener Kurhaus wieder nutzbar war, konnte der Club im Jahre 1959 dort sein 25-jähriges Bestehen mit internationalen Turnieren in den Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen gebührend feiern. 1962 folgte die erste Europa-Meisterschaft, die sogar per Eurovisions-TV in sieben Länder übertragen wurde.
Im Jahre 1960 trennte sich dann der Tanzclub Blau-Orange Wiesbaden von der Tanzschule Bier und bezog neue Trainingsräume im Josefshaus in Wiesbaden-Biebrich sowie in den Sälen der Wiesbadener Casino-Gesellschaft in der Friedrichstraße. Zusätzlich konnte im Clubhaus des Fußballvereins Germania Wiesbaden an der Waldstraße trainiert werden.
Durch die Fusion des TC Blau-Orange Wiesbaden mit dem Tanz-Club Schwarz-Gold Wiesbaden im Jahre 1967 fanden auch Mitglieder den Weg in den Club, die nicht Turniertänzer waren, so dass der Verein nun auch Breitensport mit in sein Angebot aufnahm.
Als 1974 der 40. Geburtstag anstand, war dies Grund genug, mit dem „Großen Preis von Wiesbaden“ ein Internationales Turnier aus der Taufe zu heben. Viele Jahre war es alljährlich der Höhepunkt der Ballsaison im Großen Kurhaussaal. Da hochkarätige internationale Meisterpaare dieses Event sehr schätzten, folgten sie gerne der Einladung des Clubs und zogen zahlreiche Zuschauer in ihren Bann. Selbst das Tanzorchester Hugo Strasser begeisterte mehrfach alle Gäste. In Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Landeshauptstadt Wiesbaden profitierten auch die älteren Mitbürger am darauffolgenden Sonntag von einem „Festlichen Nachmittag“ mit Turnier.
Einen Meilenstein bescherte dem Club das Jahr 1976, als in Wiesbaden-Bierstadt erstmals ein eigenes Clubheim bezogen werden konnte. Das dadurch erheblich verbesserte Angebot an Trainingsmöglichkeiten und Kursen schlug sich sofort in steigenden Mitgliederzahlen nieder.
Auch bedingt durch das verbesserte Angebot an Tanzfläche und Trainer – Profi Frank Gierok war seit 1970 Cheftrainer Standard – ging der Stern von Niko und Uschi Riedl in der Standard-Disziplin für Paare über 35 Jahre auf. Sieben Deutsche Meisterschaften und sechs British-Open-Siege in Blackpool in Folge belegten, dass sie von 1984 bis 1989 das weltbeste Senioren-Paar waren.
Nahtlos daran an schlossen Dr. Hans-Jürgen und Ulrike Burger, die sogar zehn Mal Deutsche Meister und 7 Mal Weltmeister sowie 10 Mal German-Open-Sieger der Senioren-I-Standard wurden.
Mit Jörg und Ute Hillenbrand stellte der Club in den Jahren 2008 und 2009 erneut die Deutschen Meister der Senioren-I-Standardklasse. Im Jahre 2009 konnten sie darüber hinaus im fernen Kanada den sechsten Platz bei der Weltmeisterschaft feiern.
Nach Frank Gierok übernahm Niko Riedl bis 2014 als Trainer mit A-Lizenz den regelmäßigen Trainingsbetrieb im Standard-Bereich gefolgt von Dr. Hans-Jürgen Burger und Jörg Hillenbrand. Seit 2014 ergänzt der erfolgreiche Profi-Tänzer/Vizeweltmeister-Kür Adrian Klisan den Trainerstab.
Seit dem Jubiläumsjahr 2024 verstärkt der mehrfache Deutsche Meister und Weltmeister der MAS. II Thorsten Zirm unseren Trainerstab.
Unser langjähriger Trainer für die lateinamerikanischen Tänze Timo Kulczak ist ab Jan 2024 zum Bundestrainer Latein berufen worden.
Nachdem die Zahl von 500 Mitgliedern überschritten worden war, konnte im Jahr 2010 endlich ein neues Tanzsportzentrum geschaffen werden, das über drei Tanzflächen verfügt. Davon können zwei zur Größe einer Turnierfläche kombiniert werden, wo selbst Hessische Meisterschaften und Ranglistenturniere bereits durchgeführt werden konnten.
Auch im Leistungssport ist der Club mit seinen Nachwuchs-Turnierpaaren auf einem guten Weg. Mehrere junge Tänzerinnen und Tänzer schicken sich an, als Mitglieder der Bundes- und Landeskader in die Fußstapfen ihrer Vorbilder zu treten.
Als leuchtendes Beispiel sei hier das Paar Gregorij Gelfond/Isabel Tinnis genannt: Vom Kindesalter an vertrauten ihre Eltern sie dem Club und ihren Übungsleitern und Trainern an. Das sympathische Paar erreichte mit viel Einsatz und Fleiß die Sonderklasse in den Standard-Tänzen und sogar das Finale der Deutschen Meisterschaft. Darüber hinaus belegen herausragende Erfolge bei großen internationalen Turnieren ihr ständig weiterentwickeltes Können.
Weiterhin präsentierte der Club über Jahre eine Formation in den lateinamerikanischen Tänzen bis hin zur Zweiten Bundesliga.
Selbst im administrativen Bereich besetzen Mitglieder unseres Clubs inzwischen Spitzenpositionen: Jörg Hillenbrand wurde im Jahre 2017 erstmals zum Präsidenten des Hessischen Tanzsportverbandes gewählt und seine Frau Ute Hillenbrand ist seit 2020 gar Geschäftsführerin des Deutschen Tanzsportverbandes mit Sitz jeweils in Frankfurt/Main.
So kann der 1. Vorsitzende, Harald Konhäuser mit seinem Vorstand, zufrieden der Entwicklung in den kommenden Jahrzehnen entgegensehen
Von unserem Ehrenmitglied Dieter Brühl und ergänzt durch Niko Riedl.